Medizin und Psychotherapie im Wandel
Erkenntnisse der modernen Hirnforschung eröffnen neue Möglichkeiten der Behandlung von Krankheiten. Dies betrifft nicht nur die Medizin, sondern wird vor allem auch die Psychotherapie grundlegend verändern.
Damit ist gemeint, dass Medizin und Psychotherapie bei uns weitgehend im Verständnis des naturwissenschaftlichen Weltbildes stattfinden, in dem sie entstanden sind. Das heißt auch, es geht um zwei unterschiedliche Bereiche, die getrennt voneinander existieren und behandelt werden. Da gibt es einmal die objektiv erfassbaren körperlichen Krankheiten, deren Ursachen diagnostiziert und durch „reparierende“ Eingriffe beseitigt werden, Operationen, Medikamente, (Physio) Therapie.
Damit zusammenhängend gibt es natürlich psychische Probleme, entweder als Folge der körperlichen Problematik, aber auch eigenständig und unabhängig davon im Laufe lebensgeschichtlicher Belastungen entstanden. Sie betreffen Emotionen, Gedanken und Wahrnehmungen und ihre Störungen und werden als Probleme des subjektiven Erlebens des Patienten betrachtet und entsprechend behandelt: über das Problem reden, Belastungen dahinter bewusst machen, Lösungen finden und alternatives Verhalten lernen. Natürlich bestreitet dabei niemand die „Einheit von Köper und Psyche“ und eine medizinische Einrichtung, die etwas auf sich hält, arbeitet „ganzheitlich“. Dabei wird ein Patient von Ärzten und Therapeuten unterschiedlicher Profession behandelt, jeder kümmert sich um seinen Bereich, wodurch die Trennung von Körper und Psyche weiter besteht. In unseren Köpfen ist ein Problem oder ein Aspekt der Problematik entweder körperlich oder psychisch, körperliche Probleme werden medizinisch und (physio-)therapeutisch ohne gleichzeitige Berücksichtigung der Psyche behandelt, psychische Störungen durch eine geeignete Psychotherapie, in der es keinen Körper gibt.
An dieser Stelle höre ich viele entrüstet aufschreien. Einmal die Ärzte und Physiotherapeuten, die sich natürlich bewusst sind, dass von ihren Behandlungen immer auch die Psyche des Patienten betroffen ist und sie in ihrer Arbeit berücksichtigen, manche sogar mit Hilfe gesprächspsychotherapeutischer Weiterbildungen. Vor allem aber Psychotherapeuten, die in Ihrer Ausbildung natürlich Entspannungsmethoden (z.B. Progressive Muskelentspannung) oder Atem-Methoden gelernt haben, um sie unterstützend anzuwenden. Oder gar Kollegen, die eine Methode aus der körper-orientierten Psychotherapie verwenden. Leider sind diese eine Minderheit und es fehlt an „offizieller“ Anerkennung und Bekanntheit. Dabei wurden lange vor Freud, dem „Vater“ der verbalen Psychotherapie und seiner Psychoanalyse, psychische Probleme über Methoden behandelt, die den Körper einbeziehen. Einige von ihnen verwende ich für meine Arbeit.