KKT – Beispiel Schmerz
Myofasziale Spannung ist die Grundlage aller Lebensvorgänge und damit auch der Körperund Selbstwahrnehmung. Sie bestimmt, wie man Schmerz erlebt. Er ist in der KKT das „Leitsymptom“ und spielt immer eine Rolle, auch bei „rein psychischen Problemen“ wie Angst und Depression. 2010 erschien im Kösel-Verlag mein Buch „Sich vom Schmerz befreien“. 88 Hier charakterisiere ich die Spannungsperspektive von Krankheit sowie meine Arbeitsweise anhand der Schmerzbehandlung. Natürlich gibt es „objektive“ Schmerzursachen wie Verletzungen und Entzündungen. Doch sie bestimmen nicht mein Schmerzerleben. Es entsteht im Gehirn und hängt von der Spannung in Muskulatur und Bindegewebe ab – ein unbewusstes Verhalten das der Organismus im Laufe seines Lebens als Folge körperlicher und psychischer Belastungen sowie deren Behandlung und Verarbeitung gelernt hat. Über die KKT soll einem (Schmerz-)Patienten ermöglicht werden, sein Spannungsverhalten und damit Schmerz und Krankheit (wieder) regulieren zu lernen anstatt sie nur medikamentös zu betäuben und zu „lernen damit zu leben“.
Ein kurzer Auszug aus meinem Buch (S. 196f):
„In der Schmerztherapie geht es um Menschen, also muss der Mensch auch im Mittelpunkt stehen. Er ist keine Maschine, in der bestimmte Ursachen zu bestimmten Schmerzen führen und durch Reparatur beseitigt werden. Schmerz ist wie jede Krankheit auch ein aktives Verhalten, mit dem der Organismus etwas in Ordnung bringen möchte. Reparatur ist wichtig und „rettet Leben“, beseitigt aber nicht automatisch Schmerzen und kann sie – wie schon betont – sogar verschlimmern oder zu ihrem Auslöser werden. Ausgangspunkt muss deshalb der Mensch und sein Erleben sein. Dieses betrifft seine Muskelaktivität, die nach dem Spannungsmodell durch Schmerz harmonisiert werden soll. Bei einem Schmerzproblem ist die Muskelaktivität in eine „Teufelsspirale“ geraten und zu einem Spannungsproblem geworden, das augenblicklich nicht kontrollierbar ist. Schmerzbehandlung bedeutet, ein Gleichgewicht wiederherzustellen.“
Schmerzbehandlung geht also vom Erleben des Patienten aus, an dem sich auch die „reparierende“ Behandlung orientieren muß. Selbst der Erfolg des chirurgischen Eingriffs hängt von der Spannung des Patienten ab, d.h. von bisheriger Erfahrung, Einstellung, Angst, Sensibilität, (Selbst-)Vertrauen und Beziehung zum Arzt.